Was ist Orientalischer Tanz?
Die Tänzerin bewegt sich mit einem verzückten Lächeln zu Trommeln, Oud und Ney. Mit ihren fließenden Bewegungen, die durch den ganzen Körper laufen betört sie ihr Publikum. Mit dem Beben zur Trommel befreit sie sich selbst.
Woher kommt ein solcher in die Tiefe gehender und faszinierender Tanz?
Der orientalische Tanz gehört in seiner Urform zu den ältesten Tänzen der Menschheit. Ursprünglich ein Fruchtbarkeits – und Geburtstanz hat er sich zu einer hoch anspruchsvollen, künstlerischen Tanzform entwickelt. Seine Wurzeln liegen im Nahen und mittleren Osten wie der Tanz der Ishtar oder der Tanz der Salome mit den sieben Schleiern.
Mit dem Tanz wurde die Rückkehr des Lebens gefeiert. Die Entstehung neuen Lebens begrüßt. Dies erzählt auch die Geschichte der Ishtar, die ihren Geliebten mit ihrem Tanz der sieben Schleier aus der Unterwelt zurückholt. Damit beginnt auf der Erde wieder das Leben in der Natur. Die Zeit der Starre ist vorbei. Immer war es ein Tanz voller Kraft und Freude. Ob als religiöser Tanz in den Tempeln oder als Geburtstanz im Geburtszelt in der Wüste, wie bei bestimmten Stämmen in Nordafrika zum Teil noch heute gebräuchlich. Es ging und geht immer um das Loslassen und die tiefe Kraft der Weiblichkeit. Frau tanzt die Freude an ihrem Sein, die Begeisterung für ihre Schöpfungsfähigkeit, das Leben.
Deshalb hat dieser Tanz seit seiner Entstehung nichts mit Werbung, Sexualisierung und plumper Anmache zu tun. Prostitution von Tänzerinnen war ein notwendiges Übel zum Überleben bei einer immer stärker werdenden Tabuisierung des Tanzes und weiblicher Sexualität.
Das bedeutet aber nicht, dass diesem Tanz keine feine spürbare Form der Erotik innewohnt. Diese Erotik wird im gekonnten Tanzen mit all ihrer Kraft und Exklusivität sowie der ganz besonderen Tänzerinnenpersönlichkeit gezeigt. Wie der Schleier hüllt sie die Tänzerin und das Tanzgeschehen ein ohne aufdringlich und vulgär zu erscheinen
Vom Nahen Osten breitete sich der Tanz aus. So tanzte die indische Nadschtänzerin im Tempel. Die oberägyptische Tänzerin benutzte auf dem Marktplatz einen Stock. Die Sinti und Roma tanzten den orientalischen Tanz über den Balkan und die iberische Halbinsel nach Westen. Ob im Kaukasus am spanischen Hof, oder rund ums Mittelmeer, überall kann man Formen des orientalischen Tanzes entdecken.
Immer hat er sich ein wenig angepasst, ein wenig verändert. Häufig vermischte sich örtliche Folklore mit den Grundzügen des orientalischen Tanzes. So ist eine unglaubliche Vielfalt an Typen und Stilen entstanden. Bis heute gibt es diese Veränderung bis hin zum amerikanischen Tribalsty, den verschiedenen Fusionformen.
Es ist ein lebendiger Tanz und deshalb gibt es keinen Stillstand. Er wird sich auch in Zukunft ändern. Aber bei allen Variationen bleiben die Grundelemente, die Ausgangsbewegungen erhalten. Auch die Grundaussage der kraftvollen, freudigen Weiblichkeit bleibt bestehen. Es der Tanz einer intensiven und doch sanften Geschichte der Frauen. Ein Tanz starker weiblicher Persönlichkeit.
Jede Frau hat die Möglichkeit in dieser Vielfalt ihren orientalischen Tanz zu finden. Den kann sie im Solo in ihrer eigenen Ausdrucksfähigkeit tanzen oder in der Gruppe in der knisternden Atmosphäre geballte Frauenpower.
Orientalischer Tanz kann aber auch seit seinem antiken Ursprung heilen. In den kraftvollen rhythmischen Bewegungen kann innere Anspannung gelöst werden. So können im OT die Gebärmuttermuskulatur und die Beckenbodenmuskulatur trainiert werden. Dadurch unterstützt der Tanz bei Problemen in diesem Bereich. Die weichen Bewegungen wirken dehnend und helfen bei Rückenproblemen. Das Training innenliegender kleiner Muskeln und der Faszien stärkt für eine bessere Haltung und wirkt Verspannungen entgegen.
Frauen, die OT tanzen nehmen sich selbst in Körper und Seele bewusster wahr. Er unterstützt Selbstbewusstsein und Selbstwert der Tänzerin.
Der orientalische Tanz kann die Geburtsvorbereitung unterstützen wie auch die Nachsorge in der Rückbildung.
So lernen die Frauen einen Tanz, der ganz auf ihre Bedürfnisse abzielt. Gleichzeitig schenkt er ihnen eine besondere Form ihre Persönlichkeit und ihre Einzigartigkeit auszudrücken.
Da für die Vielfalt der Bewegungen und ihrer Abläufe starke ganzkörperliche Muskulatur gebraucht wird, sowie für die Durchführung ein hohes Maß an Kondition erforderlich ist, ist orientalischer Tanz ein Tanzsport.
So muss er natürlich in Schritten erlernt und regelmäßig gezielt trainiert werden.
Immer steht das Erleben, die Freude wie seit frühen Zeitenbei allem harten Training im Mittelpunkt.
Das macht diesen besonderen Tanz aus. Wir tanzen und trainieren deshalb jeden Donnerstagabend in unserer Gruppe der Tanzsterne, in denen neue Sterne am Tanzhimmel immer willkommen sind.
Alhena-Abal
(Trainerin und Mitglied im BVO)